Dienstag, 12. Mai 2009

Wie die Mistel ihren Stamm verlor

Vor langen Zeiten als der alte Weg noch jung war, lebte ein Mistel Baum.
Dieser Baum stand auf einer sonnenüberfluteten Wiese, mächtig und ausladend spendete Schatten und Lebensraum für viele Lebewesen.
Die Mistel war für menschliche Masstäbe schon alt, viele hundert Jahre stand sie nun dort und hatte viel gesehen und erlebt.

Druiden kamen zu ihr um sie um Rat zu bitten, und sie erteielte diesen Rat.
Sie gab den kleinen Tieren des Waldes Unterschlupf und nährte sie in harten Wintern.
Auch war sie Zeuge als der Fenriswolf überlistet wurde.

Doch eines Tages im Frühling passierte etwas, das auch diese erfahrene Mistel noch nicht erlebt hatte.
Am anderen Ende der Wiese endeckte sie ein zartes Grün welches sich in den ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Tages dem Himmel entgegen reckte.
Dort wuchs ein Bäumchen und die Mistel welche Zeit ihres Lebens immer alleine war hatte nun endlich Gesellschaft gefunden.

Das Bäumchen wuchs im Laufe der Jahre zu einer stattlichen Eiche heran, liebevoll beobachtet von der Mistel. Sie lehrte die Eiche ihr Wissen vom Wald, vom Zusammenspiel der Welt und von dem was wirklich wichtig war.
Oft unterhielten sich die beiden wochenlang und sei es nur über die Farbe des Himmels.
So wuchs eine weitere Pflanze heran, die zarte Pflanze der Liebe. Es dauerte nicht lange und eine tiefe Sehnsucht nacht der Umarmung der Eiche packte die Mistel, doch was sollte sie tun?
Sie war ein Baum und Bäume waren von Natur aus zu standhaft um den Ort zu wechseln. So sehr sie sich auch mühte, sie bekam ihre Wurzeln nicht aus dem Boden gezogen.
Die Mistel versank in tiefer Trauer und rief voller Wut und Verzweiflung nach dem großen Gott. Sie konnte so nicht weiterleben und wollte ihn nun um Hilfe anflehen.

An einem sonnigen Herbsttag, vernahm sie dann endlich den Klang einer Panflöte, der Gott verabschiedete sich von den Kreaturen des Waldes und spielte ihnen ein letztes Lied vor seiner Reise in die Unterwelt.
Als er an der Mistel ankam, brach er das Flötenspiel ab und fragte sie:

"Geliebte Mistel, was ist der Grund deiner Trauer?"
Sie antwortete ihm betrübt: "Pan, was für ein grausames Spiel treibst du mit mir? Mein Geliebter ist so nah und doch unerreichbar für mich. Ich möchte doch nichts mehr als mich in Liebe mit ihm zu vereinigen, aber ich kann es nicht."

Pan strich sich über den Bart und antwortete lächelnd : " Ach liebe Mistel, warum bist du nicht schon viel früher mit deinem Leid zu mir gekommen? Nun, ich werde dir deinen Wunsch erfüllen, allerdings möchte ich dich um etwas bitten. Ich werde mich heute auf meine Reise in die Unterwelt begeben, aber wie du weißt werde ich schon bald zurückkehren. Ich möchte meiner Göttin am Tag meiner Rückkehr ein Geschenk machen und du wirst dieses Geschenk fertigen. Dann werde ich deinen Wunsch erfüllen."

Mit diesen Worten hob Pan seine Flöte an die Lippen und verschwand während er ein fröhliches Lied blies.

Die Mistel blieb zurück und grübelte welches Geschenk einer Göttin würdig war und grübelte und grübelte.
Sie war so beschäftigt das sie sogar vergaß ihr Laub abzuwerfen. Tag und Nacht zermaterte sie sich das Hirn, doch sie fand keine Lösung. Die Tage wurden kürzer und der erste Schnee fiel auf das Land und sie wußte immer noch nicht wie sie die Göttin beglücken könne. Es war nur noch eine Nacht bis zur Rückkehr des Gottes. Die Mistel war verzweifelt, denn sie würde warscheinlich nie zu ihrer geliebten Eiche finden.
Sie fing an zu weinen und ihre Tränen blieben wie Perlen an ihren Blättern hängen, doch das blieb von ihr ungesehen.
So schlief sie ein, in der Gewissheit nie ihre Liebe zu leben.

Am nächsten morgen erwachte die Mistel sehr früh, sie fühlte sich komisch so leicht und luftig.
Aufeinmal hörte sie die Stimme der Eiche direkt um sich herum, nah wie nie zuvor.
"Guten Morgen Geliebte ich hoffe du hast gut geruht"

ENDLICH! Sie hatte es geschafft, eng umschlungen war sie in der Krone der Eiche erwacht. Aber wie?
Als sie sich diese Frage stellte sah sie Gott und Göttin durch den Schnee schlendern und auf ihrem Haupt trug die Göttin ein Diadem aus weißen Perlen und Mistelblättern...

Seit diesem Tag hat die Mistel keinen Stamm mehr, aber glaubt mir dieses Opfer hat sie nie bereut.

Es war einmal...

... ein Kerl der gerne schrieb und dies sind seine Geschichten.
Auch wenn er schon einen Blog hatte, so schuf er einen Ort an dem er Bilder malen konnte, Bilder aus Worten.
Noch ist dieser Ort versteckt vor allzu neugierigen Blicken, aber die Zeit wird zeigen ob seine geschriebenen Bilder das Licht der Welt erblicken werden.
Vorerst aber wählte er seine Leser noch von Hand aus, auf das sie seine Worte mit Genuss lesen werden und ihm ehrliche Kritiken hinterlassen.

Doch nun wollen wir ihn nicht weiter stören, denn gute Geschichten brauchen 3 Dinge: Zeit, Muse und Kaffee.